Artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung

Um die Katzenhaltung in der Wohnung artgerecht zu gestalten, kann man mit ein wenig Fantasie, handwerklichem Einsatz und vor allem Zeit für seine tierischen Mitbewohner beachtliche Erfolge erzielen. Zusätzlich gibt es ein paar Prinzipien, die man als Katzenhalter kennen und beachten sollte, damit die Samtpfoten auch in der Wohnung ein glückliches Katzenleben führen.

So sollte es zum Beispiel ein Tabu sein, eine Katze in Einzelhaltung in  der Wohnung zu halten. Dies würde den lebenslangen Verlust sozialer Kontakte unter Artgenossen bedeuten. Es entspräche etwa dem Szenario, als Mensch in einem Umfeld zu leben, in dem bis auf einen selbst nur Hunde, Meerschweinchen oder Spinnen leben- und kein einziger Mensch, mit dem man sich je wieder austauschen kann. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel: es gibt auch kätzische Individuen, die auf ihre Artgenossen äußerst schlecht zu sprechen sind und das ausschließliche Leben mit dem Menschen bevorzugen. In Tierheimen oder auch privat sind ab und an solche Vertreter zu finden- einer jungen Katze ohne derartige Neigungen sollte man diese Einzelhaft ohne triftigen Grund jedoch niemals antun.

Sehr wichtig für die artgerechte Haltung von Katzen in der Wohnung ist die Ausstattung. Katzen lieben das Klettern, Jagen, Fangen und Sich-Verstecken. Kennt und beachtet man diese Eigenschaften, so tun sich auch bei Wohnungshaltung eine Menge an Möglichkeiten auf, um die Bedürfnisse der Tiere zu befriedigen. Ich hatte in einer Wohnung mal einen sogenannten Catwalk gezimmert, der von den Miezen permanent genutzt wurde. Dazu braucht man ein wenig handwerkliches Geschick, doch das kommt mit der Begeisterung für die Idee. Und was ist die Idee? Sie besteht darin, den ungenutzen Raum zwischen oberem Möbelabschluss und Zimmerdecke zu nutzen, um für die Katzen eigene Wege einzurichten, die nur von ihnen benutzt werden und auf denen sie sich mittels zwischengebauter Ruhestätten auch zum Dösen niederlassen können. In meinem Fall hatte ich unterhalb der gesamten Zimmerdecke einen Catwalk aus Brettern unterhalb der gesamten Raumlänge angebracht.  Die Bretter hatten eine Breite von etwa dreißig Zentimetern und ich befestigte sie mithilfe von gedübelten Winkeln als Stützen an der Wand. So entstand über die gesamten Wände eine willkommene Laufbahn in luftiger Höhe. Gut ist es, wenn man vor allem in den Ecken großzügige Liegeflächen einplant. Ein paar wenige, aber geräumige Liegeflächen, auf denen sich die Katzen gemütlich ausstrecken können, sind nämlich wichtiger als zig Ebenen, wie man sie bei manchen fertigen Kratzbäumen findet. Die sind unnötig und werden kaum genutzt.

Rein von der Konstruktion her kann man für die Catwalks auch bereits vorhanden Schrankdecken als Stütze oder Unterlage  nutzen. Wichtig ist ein guter Aufgang, den man stabil an der Wand befestigt. Ist man erst mal am Konstruieren, so kommen einem eh unzählige Ideen, auch die Verschönerung betreffend! Man muss sich nicht mit schlichten Kieferbrettern aus dem Baumarkt begnügen, die man an der Wand verschraubt- man kann sie wirklich fantasievoll mit Plüsch, Stoffen, Sisal und vielen weiteren Materialien aufpeppen, teilweise mit Sichtschutz wie Vorhängen versehen usw. Ihre Katzen werden glücklich über Ihren Einsatz sein!

Abgesehen von der Ausstattung einer katzengerechten Wohnung gibt es noch ein wichtiges Element, das bei artgerechter Katzenhaltung in der Wohnung nicht zu toppen ist: der Einsatz Ihrer Zeit zum Spielen . Man sollte mindestens eine Stunde pro Tag einplanen, in der man ausgiebig mit den Stubentigern spielt. Auch dabei hilft es, einfach an ihre Vorlieben zu denken: verstecken, anschleichen, jagen, fangen- Spannung ist das Motto. Es gibt diese Tierchen an einem Angelhaken, die manche Katzen sehr klasse finden, andere lässt es kalt. Das liegt dann aber meist daran, dass der Besitzer die Angel mal irgendwo abhängt und meint, die Katze solle jetzt gefälligst spielen. Tut sie aber nicht.  Das Ding bewegt sich ja nicht, warum sollte man dann auch nachjagen? Also persönlicher und körperlicher Einsatz seitens des Katzenhalters ist da schon gefragt. Ich nehme diese Angeln zum Beispiel gern ins Schlepptau, wenn ich am Aufräumen bin. Das kleine Mäuschen an der Angel ist immer mit dabei und provoziert die Stubentiger zum Jagen und Bekämpfen, je mehr es klappert. Wichtig bei allen Jagdspielen ist übrigens, dass man der Katze auch Erfolgserlebnisse gibt und sie nicht nur permanent hinterher jagen lässt.  Also ähnlich wie bei Zweibeinern.

Bei reiner Wohnungshaltung sollte man auch noch daran denken, ausreichend und immer saubere Katzenklos zur Verfügung zu stellen- für jede Katze eine Toilette. Es gibt übrigens sehr schöne und kreative Möglichkeiten, wie man ein Katzenklo ästhetisch in die Wohnung integrieren kann.

Auch ein Balkonnetz sollte eine Selbstverständlichkeit sein, sofern ein Balkon vorhanden ist. Eine Katze wird zwar nie aus freien Stücken aus großer Höhe springen, doch es kann immer mal zu Irritationen durch Streit mit Artgenossen, einer Schrecksekunde oder was auch immer kommen, wodurch das Tier aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Auf Erzählungen, welche  Stürze  Katzen schon überlebt haben, würde ich mich nicht verlassen. Wer keinen Balkon hat, kann auch ein Fenster mittels selbst gefertigtem Drahtgestell und Sitzplatz zum Frischluft-Aussichtsplatz gestalten. Alles, was die Katze an Anregung und Kontakt zur Außenwelt genießen kann ist prinzipiell gut!

Bei reiner Wohnungshaltung sollte man auch die Verbote in der Wohnung möglichst gering halten. Wichtig ist hier die Konsequenz. Soll ein Raum tabu sein, so sollte er das von Anfang an und ohne Ausnahme sein- nicht mal so, mal so.  Das verstünde die Katze nicht. Und jede unverständliche, inkonsequente Handlung bedeutet im Endeffekt einen Vertrauensverlust in der Beziehung. Möchte man die Katze also nicht im Schlafzimmer haben, so sollte man dies von Anfang an nicht zulassen und auch nicht aus Mitleid, in einer schwierigen Situation oder was auch immer eben doch ab und an erlauben-dieses unklare Verhalten versteht die Katze nicht. In gewisser Weise bedeutet das  Anpassen des Umgangs mit seiner Katze auch einen gewissen Lernprozess mit sich selbst.

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